187
Erklärung, ob er die Eroberung wieder herausgeben wolle oder
nicht. Und als der König durch Ausflüchte auszuweichen suchte,
zog der Gesandte um ihn einen Kreis mit den Worten: „Bevor
du aus diesem Kreise trittst, mußt du dich entscheiden!" Darüber
erschrak der König so sehr, daß er auf der Stelle nachgab.
Nach dessen Tode hielten die Römer den eigentlichen Thronerben
Demetrius als Geißel zu Rom zurück, und setzten den neunjäh-
rigen Antiochus V. ein, um die Vormundschaft über den Unmün-
digen führen zu können; aber Demetrius entfloh aus Rom und
bemächtigte sich seines Thrones. Ägypten theilten sie unter die
beiden Brüder Philometor und Physkon, um das Reich durch
Zerstückelung zu schwächen.
Durch jene Siege, welche die Herrschaft der Römer im
Osten ausbreiteten, war eine außerordentliche Beute in den rö-
mischen Staatsschatz zusammengeflossen. Insbesondere hatte Ämi-
lius Paulus in seinem prunkvollen Triumphzuge eine so große
Masse des geprägten und ungeprägten Goldes und Silbers, der
Edelsteine und anderer Kostbarkeiten mit aufgeführt, daß von
nun an, zum Nachtheile der Sitten, des Ackerbaues und des
häuslichen Glückes, alle Steuern für römische Bürger in Italien
hundertvierundzwanzig Jahre hindurch aufhörten.
Der dritte punische Krieg. 149—146
§. 45. Karthago's Untergang. 146.
Jetzt schien endlich auch die passende Zeit gekommen zu
sein, den letzten Schlag gegen das verhaßte Karthago auszufüh-
ren. Während des fünfzigjährigen Friedens hatte dieses durch
seinen noch immer nicht unbedeutenden Seehandel und durch den
Verkehr mit dem Innern Afrika's allmälig sich wieder erholt
und- war zu einem Wohlstände gelangt, der die neidischen Blicke
der Römer bald wieder auf sich zog. Es beunruhigte sie, diese
alte Nebenbuhlerin zu einer neuen gefährlichen Macht aufblühen
zu sehen, und schon ließen im Senate Stimmen sich vernehmen,
die, um alle Besorgniß für die Zukunft zu heben, Karthago's
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Tyrannen genannt. Viele dieser kleinen Imperatoren vernich-
teten sich in gegenseitigen Kriegen. Zu diesen äußeren Feinden
gesellten sich noch Hungersnoth und Pest, die mehre Jahre hin-
durch im Innern wütheten. Unter den sogenannten dreißig Ty-
rannen war auch Odenathuo, welcher durch Umsicht und
Heldenmuth die Perser zurückschlug und in Syrien eine unab-
hängige, von Künsten und Wissenschaften gehobene Herrschaft,
das Reich Palmyra, stiftete. Vom Kaiser Gallienus wurde
er sogar zum Mitregenten erwählt. Nach seinem Tode führte
die Herrschaft über Palmyra seine Gemahlin, die berühmte Ze -
nobia, eine zweite Semiramis, bis zum Jahre 273 fort. —
Die illyrischen Legionen hatten den Feldherrn Aureolus zum
Kaiser ausgerufen; und als Gallienus in Mailand war, kam
dieser durch Meuchelmord um. Sterbend empfahl Gallienus
seinen besten Feldherrn, den Dalmatier Claudius, zum Nach-
folger.
Aurelius Claudius (268—270). Seine Regierung war
kurz, aber von ungemein nützlicher Thätigkeit, indem er das
Reich wiederherzustellen suchte. Er nahm Mailand ein und
ließ den Usurpator hinrichten. Wie einst Marius, so rettete
Claudius Italien von den Barbaren, indem er die Alemannen
am Gardasee (laeus Lenaou«) auf's Haupt schlug. Dann zog
er gegen das große über 300,000 Mann starke Gothenheer in
Mösien und brachte ihm bei Naissus eine empfindliche Nieder-
lage bei. Die Reste der am Hämus eingeschlossenen Gothen
kamen durch Hunger und Pest um. Der Kaiser selbst erlag zu
Sirmium an der Donau der herrschenden Seuche. Die Garni-
son zu Aquilesa wählte den Bruder des Claudius, den Quin-
ssllus, zu feinem Nachfolger. Sobald dieser aber erfuhr, daß
das Hauptheer an der Donau nach Claudius Willen den aus-
gezeichneten Feldherrn Aurelian zum Kaiser erhoben hatte,
machte er freiwillig seinem Leben ein Ende.
Domitiuö Aurelianus (270 275) war ein ernster,
strenger Kriegesheld, der mit militärischer Gewalt die Ordnung
und Einheit des Reiches wiederherstellen wollte 3). Er schlug
3) Vir in hello potens, animi tarnen imrnodici et ad crndelitatein
propensioris. Eutrop. Ix. 13. — Er führte den Beinamen „Schlagzul"
(manu ad kenum).
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Extrahierte Personennamen: Gallienus Claudius Claudius_( Marius Marius Claudius_Italien Claudius Claudius_Willen Domitiuö_Aurelianus
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ihre Kleider. Da liefen alle schreiend davon. Sie glaubten, das fremde Thier wolle sie beien und verfolge sie noch mit seinem schwarzen Hauche.
Am ntzlichsten wurde das Feuer fr die Bearbeitung der Metalle. Es gibt Lnder, z. B. Spanien, wo in alten Zeiten Gold, Silber, Kupfer und andere Metalle in solcher Menge waren, da sie aus der Oberflche der Erde hervorschimmerten. Der Regen hatte die Erde weggesplt, und groe Stcke dieser Metalle lagen nun offen da. Aber diese kostbaren Erzeugnisse, die bei uns so hohen Werth haben, wurden damals als un-ntze Masseil kaum beachtet. Von dem blinkenden Golde und Silber hauete man sich wohl Stcke mit einem Steine herunter und hing sie sich zum Putze um. Dagegen mute gewi das harte Eisen, welches gar nicht glnzt und doch von allen Me-tallen das ntzlichste ist, lange unbenutzt liegen bleiben. Wir finden deshalb auch, da in alten Zeiten das Kupfer weit mehr im Gebrauche war, als das Eisen, selbst da man das Feuer schon kannte. Mit der Zeit jedoch lernte man auch das harte Eisen im Feuer bearbeiten. Seitdem konnte man alle frheren Werkzeuge, besonders den Pflug, weit bequemer und dauerhafter machen und fo den Ackerbau um vieles vervollkommnen.
Als die ersten nthigsten Bedrfnisse befriedigt waren, erfanden die Menschen auch Manches, was dazu dient, das Leben zu erheitern und zu verschnern. Denn das Gefhl fr das Schne und fr die erheiternden Knste des Lebens ist dem Menschen angeboren und erwacht immer, sobald er jener ersten Sorge berhoben ist. So erfand schon Jubal eine Art von Harfe und Either.
12. Entstehung der ersten Staaten.
Wie in der Beschftigung mit dem Ackerbau alle Cultur wurzelt, so haben sich in ihr auch die ersten Staatsverhltnisse gebildet. Der Ackerbau fhrte ja zu festen bleibenden Wohn-
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sie das geische Meer hinauf, von den griechischen Ksten und Inseln nach den kleinasiatischen Ksten und grndeten verschie-dene Kolonien. Als aber die Griechen selbst ein seefahrendes und mchtiges Volk wurden, wandte sich ihr Handel nach der nordafrikanischen Kste. Hier, wo jetzt Tunis, Algier und Tripolis liegen, grndeten sie viele Städte, unter anderen Utlka, Adrumetum, Hippo, Tunis, Gro- und Klein-Lep-tis und, die wichtigste von allen, Karthago. Diesen gegen-ber legten sie auch auf den Inseln teilten und Sardinien Kolonien an.
Aber am wichtigsten war ihr Handel nach Spanien. Wohl mochten sie staunen, als sie zum erstenmal den Voden dieses Landes betraten. Hier lagen Gold, Silber und andere kostbare Metalle offen am Tage, und ganze Massen hiervon schleppten sie auf ihre Schiffe. Alle alten Gerthe aus Holz, Stein oder Eisen wurden zurckgelassen und mit goldenen oder silbernen vertauscht. Sogar ihre hlzernen mit Blei gefllten Anker wurden mit Gold und Silber gefllt. Die alten Einwohner des Landes, die den Werth dieser kostbaren Metalle nicht kannten, wunderten sich hoch auf, als sie die fremden Männer so gierig darnach greifen sahen. Sie trugen ihnen genug entgegen und tauschten sich dafr allerlei bunte Kleinig' ketten ein. Die Phnizier lieen es sich iit diesem Goldlande guter Dinge sein und durchstreiften es von einem Ende zum anderen. Das sdwestliche Spanien, in welchem das meiste Gold und Silber gefunden wurde, nannten sie Tarsis oder Tartessus. Hier war der Hanpisitz ihrer Kolonien; hier grn-beten sie unter andern Kalpe, Carteja, Gades (Kadix), Malaga (Malaga) und Hisplis (Sevilla). Selbst dem Lande sollen sie einen audent Namen gegeben haben. Frher hie es Jberta, von dem groen Flusse Jbrus, jetzt Ebro. Sie aber sollen es Spania, d. i. Kaninchenland, genannt haben; denn Span bedeutet in ihrer Sprache Kaninchen. ^ ging nmlich die Sage, diese Thierchen htten so emsig dmt
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Kakadu, den Kibitz, die Krhe und andere Vgel, wie auch viersige Thiers geradezu nach ihrer Stimme, oder doch nach einer anderen hervorragenden Eigenschaft.
Nicht lange durfte aber der Hirt in derselben Gegend bleiben. Er mute vielmehr, sobald das eine Feld abgeweidet war, mit seiner Heerde weiter ziehen und ein frisches suchen. Wo er eine Zeitlang verweilte, da schlug er sein Zelt auf. Er bedurfte dazu blo eines groen, festen Stabes, der in die Erde gesteckt, und der Bekleidung, die an demselben vermittelst kleiner Stbe nach allen Seiten ausgespannt wurde. Diese Bekleidung bestand anfnglich aus Thierhuten; spter aber, nach Erfindung der Spinn- und Webekunst, aus Leinen. Unter solchen tragbaren Zelten wohnte der Hirt mit Weib und Kind, ruhig und ver-gngt, umgeben von seinen Heerden, die im frhlichen Gedrnge umherweideten und die vollen Euter ihnen zur Labung entgegen trugen. Die Bibel nennt uns Jabel als den ersten, welcher unter Zelten wohnte. War die Gegend wasserlos, so grub man eine Grube, die man Cisterne nennt, um hierin das Regen-waffer zu sammeln. In den anderen Erdtheilen ziehen noch wohl jetzt ganze Volkstmme so mit ihren Heerden umher. Von dieser wandernden Lebensweise nennt man sie mit einem griechischen Worte Nomaden. Das anmuthigstebild des Nomaden-lebens stellt uns die Bibel nach der Sndstuth bei den Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob auf.
Auch die Viehzucht stand im Alterthume in hohem Ansehen. Selbst Könige und Knigshne beschftigten sich mit derselben. So wurde David hinter seiner Heerde weg zum Throne berufen.
8. Folgen der Viehzucht.
Der fortwhrende Umgang mit den Thieren konnte den Hirten auf manche ntzliche Entdeckung führen. Hier wurde ein Thier krank, und andere Kruter, die es sich jetzt suchte, stellten es wieder her. Der Hirt, hierdurch aufmerksam gemacht,
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Extrahierte Personennamen: Jabel Abraham Isaak Isaak Jakob David David
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gewhlt, da ganze Huser davon einstrzten. Aber die Ph-nizier mgen wohl selbst diese Kaninchen gewesen sein. Denn als mit der Zeit Gold und Silber von der Oberflche ver-schwanden, legten sie Bergwerke, Gruben an, und manches Haus mag da wohl wegen des locker gewordenen Bodens zusammengestrzt sein.
Lange hatte man die Sulen des Herkules (die Fetten, wo jetzt Gibraltar und Ceuta liegen) fr die Grenze der Erde im Westen gehalten. Auch der diese hinaus hatten sich die Phnizier khn auf den groen, noch nie beschifften atlan-tischen Dcean gewagt. Von der auf einer Insel nahe am festen Lande gegrnbeten Stadt Gades setzten sie ihren Handel weiter nach Norden fort. Diesen Handel aber trieben sie sehr ge-heimnivoll, um im alleinigen Besitz desselben zu bleiben. Sie verbreiteten das abschreckende Gercht: sobald man jenfeit der Sulen des Herkules komme, werde das Meer so dick wie Gallerte; durch das schlammige, mit stechendem Rohre dicht durchwachsene Wasser knne das Schiff nicht fortkommen; grau-ftge Seeungeheuer Haufen umher; kurz, hier drohe alles Tod und Verderben. Und als desungeachlet einst ein phnizischer, des Weges kundiger Schiffer sah, wie ihm ein rmisches Schiff nachfolgte, trieb er absichtlich fein Schiff fammt dem nachsegelnden auf eine Sandbank, wo sie beide scheiterten. Der Phnizier wute sich zu retten und wurde fr feine groherzige That aus dem ffentlichen Schatze zu Gabes reichlich beschenkt.
Auf ihrer weiteren Fahrt nach Norden entdeckten sie Inseln, aus welchen sie das schnste Zinn fanden. Sie nannten sie deshalb Zinninseln. Es waren die Scilly- oder Sorlings-Inseln an der Sdwestspitze Britanniens. Von hier gelangten die khnen Segler an die britische Kste selbst, wo sie ebenfalls Zinn fanden. Von der jenseitigen Kste der Ostsee, aus dem jetzigen Preußen, erhielten sie auch den Bernstein, sei es, ba die Phnizier selbst dorthin kamen und ihn eintauschten, oder da sie ihn von Bewohnern der Ostsee durch Zwischen-
i
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Ebenso soll sie der Zufall auf die Erfindung des Glases gefhrt haben. Schiffer wollten sich am Ufer eine Mahlzeit bereiten. Und als es ihnen an Steinen zu einem Herde fehlte, nahmen sie Stcke Salpeter aus ihrer Schiffsladung und setzten ihre Tpfe darauf. Der Salpeter schmolz im Feuer, vermischte sich mit dem Sande und der Asche und bildete zum Erstaunen der Schmer einen glnzenden Strom, der, kalt geworden, den schnen durchsichtigen Stein, das Glas, gab. Anfangs wurde es nur zum Putze gebraucht und den Edelsteinen gleich geschtzt. Die Phnizier wuten hieraus allerlei blinkende Kleinigkeiten zu verfertigen, die sie bei fremden Vlkern sehr theuer ver-kauften. Nachher verfertigten sie mit Hlfe der Aegyptier auch Fenster, Spiegel und verschiedene Gefe aus demselben. Noch um die Zeit der Geburt Christi war das Glas in hohem Preise. Kein König konnte ein Haus mit Glasfenstern bezahlen. Spie-gel hatte man wohl, aber nicht von Glas, sondern von ge-schliffenem Metalle. Goldene Pokale waren gar nichts Seltenes, wohl aber glserne; diese galten fr einen ganz ungewhn-lichen Luxus. Wie viele andere Erfindungen mgen von diesem gewerblustigen, betriebsamen Vlkchen ausgegangen oder doch vervollkommnet und weiter verbreitet sein! Die Rechenkunst wird noch ausdrcklich als ihre Erfindung angegeben; der Han-del mute nothwendig auf dieselbe führen. Von ihrer Erfin-dung der Buchstabenschrift ist bereits frher Erwhnung ge-schehen. Wie sehr sie in der Baukunst erfahren waren, beweiset auch der prachtvolle Tempel in Jerusalem, welchen Salomo durch phnizische Knstler ausfhren lie, die ihm von dem Könige Hiram zugesendet waren.
30. Blthe Phniziens. Untergang desselben.
Durch einen so ausgebreiteten Handel und Verkehr der alle Lnder und Meere hin waren die Phnizier nach und nach das reichste und angesehenste Volk geworden. Ihre Kaufleute/' sagt der Prophet Jsaias, sind Fürsten, ihre Krmer die Herr-
I
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Sie sind grtentheils aus Kalksteinen erbaut, die der ein-ander gelegt blo durch ihre Schwere zusammenhalten. Einige sind mit Granit oder Marmor bekleidet gewesen. Drei zeichnen sich durch ihren Riesenbau aus, unter diesen die Pyramide des Cheops, welche nordwestlich von Memphis bei dem Dorfe Ghize steht. Sie war ursprnglich 480 Fu hoch, jetzt nur 450 Fu, da die Spitze zerbrckelt, und eine kleine Terrasse an deren Stelle getreten ist. Sie ist geffnet. Man kann auf knstlich angebrachten Stufen bis zu ihrem Gipfel steigen. Enge Gnge führen zuletzt in ein lngliches Gemach, in welchem ein mar-morner Sarkophag stand. Hunderttausend Menschen sollen zwan-zig Jahre an dieser Pyramide gebauet haben.
Wozu diese Riesenmassen gedient haben, blieb lange unge-wi. Einige hielten sie fr Kornmaga;ine; andere fr Wasser-behlter, noch andere fr eitle Prunkgebude gyptischer Könige, die durch mhevolle Arbeit das Volk im Zaume zu halten suchten. Ja, die frommen Pilger, welche einst hinzogen gen Jerusalem, glaubten voll Verwunderung hier den babylonischen Thurm zu sehen! Jetzt aber, nach der g-nauen Untersuchung des Innern, wei man, da sie K n i g s g r b e r waren. Man hat auch Grabkammern und Sarkophage in denselben gefunden.
Kein Volk verwendete mehr Zeit und Flei auf seine Gr-ber, als die Aegyptier. Allgemein war nmlich der Glaube an die Fortdauer der Seele nach dem Tooe. Diese Fortdauer hing jedoch von der Erhaltung des Leichnams ab. War dieser nicht erhalten, so konnte der Verstorbene glaubte man nicht in das selige Reich der Todten in der Unterwelt gelangen. Daher sorgten sie so sehr fr die Erhaltung der Leichname. Jeder bauete die Grabmale seiner Angehrigen, ja sein eigenes Grab im Voraus an einsamen und abgeschiedenen Orten, deren Natur der Stille des Grabes entsprach, so fest als mglich, und schmckte es, so gut er es vermochte. Dieie Ruhesttten der Entschlafenen wurden, wie bereits frher gesagt wurde, westlich in den Felsenboden eingehauen, der das fruchtbare Land
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diesem fehlte wieder gerade das, womit jener reichlich versehen war. Was war also der natrlichste Gedanke? Sie tauschten mit einander. Diese Art Handel ist noch jetzt bei den Wilden in Amerika. Schtzung des Werthes nach dem Augenmae bestimmt dabei den Preis.
Jedoch war ein derartiges Tauschen nicht immer mg-lich. Denn wie htte man auch immer denjenigen auffinden knnen, der das, was man gerade brauchte, berflssig besa, und zugleich das wieder bedurfte, was man ihm zum Tausche anbieten konnte! Daher sahen die Menschen sich bald in die Nothwendigkeit versetzt, der ein Drittes sich zu einigen, fr dieses einen Werth festzusetzen, und nach diesem Werthmesser den Handel zu treiben. Natrlich mute es etwas sein, das nicht zu hufig gefunden wurde, nicht zu gemein war. Man mochte anfangs Stcke von sehr kostbarem Holze, prachtvolle Muscheln, ausgesuchte Frchte, z. B. Datteln, hierzu gebrauchen. Dabei blieb aber das Mittel, auseinander zu kommen, noch immer hchst unvollkommen. Wie leicht konnten die Muscheln zerbre-chen, das Holz vermodern, die Frchte in Fulni bergehen!
Sobald man aber die Metalle kennen und schmelzen ge-lernt hatte, war allen Unbequemlichkeiten abgeholfen. Diese, die ihrer Ntzlichkeit und Seltenheit wegen berall geschtzt werden, die man durch Schmelzen in kleine Stcke zertheilen kann, deren jedes wieder seinen Werth hat, die wegen ihrer Hrte von langer Dauer sind und leicht von einem Orte zum anderen hinbergeschafft werden knnen; diese waren zu einem allgemeinen Werthmesser ganz geeignet. Anfangs wog man das Metall und gab es in greren oder kleineren Stcken gegen das hin, was man kaufen wollte. So tragen noch wohl jetzt Kaufleute in China dnne Silberplatten bei sich, von denen sie bei Handelsgeschften mit einer Scheere das fr die erkaufte Waare erforderliche Stck Silber abschneiden. Spterhin wurde in das Metall ein Zeichen gegraben oder gestempelt, wie viel es an Werth betrage, und noch spter geprgt, mit ver Be-
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das Pulver fr eine alte Erfindung ihres Volkes aus und wollen es schon vor sechzehnhundert Jahren gekannt haben. Auch die Araber in Spanien kannten es und bedienten sich hufig desselben zu Feuerwerken. Wahrscheinlich brachten sie die Kenntni desselben aus dem Oriente mit. Im zwlften Jahrhundert soll es auch in den Bergwerken des Harzes zur Sprengung des Gesteines gebraucht worden sein. So lt sich wenigstens nicht leugnen, da die Europer schon vor dem Jahre 1350 das Pulver gekannt und gebraucht haben. Damit war es aoer noch nicht fr den Krieg erfunden und also eigentlich auch noch nicht Schiepulver zu nennen. Als solches findet es sich erst um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, und die gewhnliche Meinung schreibt diese Erfindung einem Francis-caner-Mnche zu Freiburg in Baden, Berthold Schwarz, zu. Dieser, heit es, stampfte einst Schwefel, Kohlen und Sal-peter in einem Mrser und legte hierber einen Stein. Zufl-lig zndete eine Funke diese Masse, und augenblicklich flog der Stein mit einem fchterlichen Knalle gegen die Decke. Er-schrocken stand der Scheideknstler da und staunte der das wunderbare Ereigni. Er wiederholte seine Versuche, und im-mer zeigte sich derselbe Erfolg. Jetzt machte er seine Erfindung weiter bekannt und zeigte, welchen Nutzen man aus derselben im Kriege zur Zerstrung der Stadtmauern, Brcken und an-derer Festungswerke ziehen knne. Es wurden deshalb mrser-hnliche Rhren gemacht, die daher auch den Namen Mrser behielten. In die Mndung derselben wurde jene Mischung, und davor Steine geschoben, und hinten in den geschlossenen Boden des Mrsers ein kleines Loch (Zndloch) gebohrt, um das Pulver anzuznden. Die Stadt Lbeck bauete 1360 die erste Pulvermhle. Allmlig wurden die Mrser zu Kano-nen erweitert. Diese Kanonen, Donnerbchsen genannt, aus welchen zuerst Steine, spter eiserne Kugeln geschleudert wurden, waren von auerordentlicher Gre. Im Jahre 1378 wurden zu Augsburg drei Kanonen gegossen, von denen die grte sogar Kugeln von 127, die mittlere von 70, die kleinste
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